Artist Index: Mellan, Claude

Der hl. Petrus von Nola, von Engeln zur Messe getragen. Kupferstich. 48 x 34,2 cm. 1627. Le Blanc 86, Montaiglon 90, IFF 97 II. Wz. Schild mit Pilger (ähnlich Woodward 25, Macerata 1618).

Claude Mellan zählt gewiss zu den faszinierendsten und eigenwilligsten Künstlerpersönlichkeiten der französischen Kunst des 17. Jahrhunderts. Ursprünglich als Maler ausgebildet, wurde er bereits von seinen Zeitgenossen als Kupferstecher hochgeschätzt. Sein druckgraphisches Œuvre umfasst etwa 400 Blatt, die vielfach durch ihre technische Meisterschaft und ihre visionäre Ausdruckskraft bestechen. Mellan reiste 1624 nach Rom, um eine Lehre bei dem Kupferstecher Francesco Villamena anzutreten, der jedoch kurz nach seiner Ankunft starb. Stilistisch lässt sich Villamenas signifikanter Duktus jedoch in der disziplinierten und beherrschten Stichtechnik erkennen. Das Blatt wurde bereits von Le Blanc als "Pièce capitale, très rare" bezeichnet. Prachtvoller, klarer und scharfer Druck, bis auf die Plattenkante beschnitten, unten mit feinem Rändchen um die Facette. Verso kaum merklich geglättete Mittelspur, sonst vollkommen und tadellos schön erhaltenes Exemplar. Sehr selten.

. Kupferstich und Radierung. 39 x 27,1 cm. (1629). Montaiglon 80, IFF 84 II (von III). Wz. Nebenmarke.

Eine erstaunliche Originalität der Erfindung und technische Meisterschaft sind die herausragenden Merkmale des umfangreichen druckgraphischen Œuvres des Claude Mellan, der den Rang des bedeutendsten französischen Kupferstechers des 17. Jahrhunderts für sich beanspruchen kann. Traditionelle religiöse Themata erfahren bei diesem Künstler oft die eigenwilligsten Formulierungen. Wir sehen einen hübschen Jüngling, der der Bildwelt Caravaggios oder Simon Vouets entnommen zu sein scheint. Das Blatt, das auf ein Gemälde des Künstlers zurückgeht, entstand im Jahre 1629, relativ kurz nach Mellans Ankunft in Rom und begründete seinen Ruf als Kupferstecher. Die Widmung an den mächtigen Kardinal und Kunstförderer Francesco Barberini ist Ausdruck dieses Prestiges. In technischer Hinsicht handelt es sich um den ersten Stich, bei dem Mellan die Modellierung des Körpers fast vollständig mit Hilfe von leicht ondulierten Parallelschraffuren realisierte, eine Praxis, die später zur Handschrift des Künstlers wurde. - Ausgezeichneter, gleichmäßiger Druck mit feinem Rändchen um die Plattenkante, vor der Änderung der Schrift. Vorzüglich erhalten.

Selbstbildnis. Kupferstich. 22 x 15,1 cm. 1635. Le Blanc 233 I (von II).

Vor Verkleinerung der Platte. Ganz ausgezeichneter Druck mit schmalem Rand, unten knapp innerhalb der Plattenkante geschnitten. Geringfügig angestaubt und fleckig, auf dem Schriftfeld rechts schwacher blauer Farbfleck, verso oben leicht durchschlagende Rostfleckchen, Montierungsspuren und eine Federannotation, sonst schön erhalten.

Der hl. Franz von Assis vor einem Kruzifix kniend; Die hl. Therese in Anbetung des Kreuzes. 2 Kupferstiche. Je ca. 44,8 x 29 cm. 1638, 1661. Le Blanc 65 II, 115, IFF 73, 118.


Ausgezeichnete bzw. ganz ausgezeichnete Drucke mit feinem Rändchen. Etwas angestaubt und teils leicht stockfleckig, jeweils aufgezogen, sonst sehr gut.

Die drei Seelenkräfte: Intellectus, Memoria und Voluntas. Kupferstich nach Simon Vouet. 54,6 x 37,4 cm. 1625. Nicht bei Le Blanc, IFF 259. Wz. Christusmonogramm im Kreis.

Ausgezeichneter, prägnanter und klarer Druck mit sehr feinem Rändchen um die Plattenkante, teils auf diese geschnitten. Minimal angestaubt, verso leichte geglättete Mittelfalte sowie eine leichte diagonale Knickspur oben, kleine Montierungsreste verso, sonst sehr gut erhalten.

Theologisches Thesenblatt des Antoine Talon. Kupferstich von mehreren Platten auf insgesamt sechs zusammengefügten Bogen. 128,4 x 82 cm. 1648. Le Blanc 164, IFF 292.

Das monumentale Thesenblatt ist Kardinal Jules Mazarin zugeeignet. Claude Mellan nimmt hier in dem Helm der lagernden Figur im Vordergrund bereits sein kongeniales, in nur einer Spirale ausgeführtes technisches Meisterwerk „Das Schweißtuch der hl. Veronika" vorweg, das er nämlich erst ein Jahr später 1649 ausführen sollte. Le Blanc verweist darauf, dass das Thesenblatt „très rare" ist. - Ausgezeichneter, gleichmäßiger Druck an die Darstellung geschnitten. Die Darstellung besteht insgesamt aus sechs zusammengesetzten Blättern, der obere Teil aus vier, der untere Teil aus zwei Blättern. Die beiden Partien jeweils auf Sammlerkarton aufgezogen. Etwas fleckig sowie altersspurig, einige Handhabungsspuren sowie unbedeutende Erhaltungsmängel, sonst in Anbetracht der Abmessungen in sehr guter Erhaltung. Aus der Sammlung Fürst zu Liechtenstein, in deren Montierung.

Der hl. Hieronymus im Gehäus. Kupferstich. 43,5 x 29,7 cm. 1665. Le Blanc 76.

Ganz ausgezeichneter, klarer Druck mit schmalem Rand um die Darstellung. Geringfügige Alters- und Gebrauchsspuren, sonst in sehr schöner Erhaltung.

Der Christusknabe im ovalen Rahmen. Kupferstich. 43,8 x 29,1 cm. Le Blanc 19. Wz. Traube.

Ausgezeichneter, gleichmäßiger Druck mit schmalem Rand um die Facette. Horizontale Mittelfalte, geringe Alters- sowie Handhabungsspuren, sonst sehr gut erhalten. Dublette aus der Sammlung der Veste Coburg (Lugt 451a). Beigegeben von Charles Simonneau der Kupferstich nach Domenico Fetti "Sainte Face".

und Abraham Bosse (1602 Tours - 1676 Paris). Heic tutus obumbror - James Howel an einem Baum lehnend. Kupferstich. 21,1 x 14,5 cm. Um 1641. Wohl nicht bei Le Blanc, IFF (Mellan) 338 (I von II), IFF (Bosse) 1243.

Das Blatt diente ursprünglich als Titel für die Dendrologie, ou la Forest de Dodonne, von James Howel (Paris, 1641) und zeigt den englischen Autor gegen einen Baum gelehnt. Die Platte wurde von Bosse mit der Échoppe radiert, Mellan zeichnete für Gesicht, Hand und Kragen verantwortlich. Ausgezeichneter, kräftiger Druck vor dem Wappen von Howel, bis an die Einfassungslinie geschnitten, unten bis knapp unterhalb der Adresse und in die Kartusche geschnitten. Leicht fleckig, kleine Ausbesserungen in den äußeren Rändern, unten angerändert und mit sorgsamer Federretusche, Federannotation unten, sonst gut. - Beigegeben: 4 weitere Bl. von A. Casali, C. Danckerts I, Monogrammist IC

Das Selbstbildnis des Künstlers. Kupferstich. 15,3 x 11,6 cm. (1635). Le Blanc 233 II.

Das selbstgestochene Portrait des Malers und Radierers hier in einem posthum verlegten Abzug von der verkleinerten und im Textrand modifizierten Platte. Ganz ausgezeichneter und harmonischer Druck mit schmalem Rand um die Plattenkante. Zwei kaum wahrnehmbare geglättete Diagonalspuren, etwas lichtrandig, zum Schutz entlang der äußeren Ränder mit Papierstreifen hinterlegt, sonst vorzüglich erhalten.

Das Schweißtuch der hl. Veronika. Kupferstich. 43,1 x 31,5 cm. 1649. Le Blanc 33 II. Wz. Schriftzug.

Das berühmteste Blatt Mellans, in einer einzigen Spirallinie ohne jede Kreuzschraffur gestochen. Den ersten Zustand, beschrieben nach einem Gegendruck ohne den Text, dürfte es wahrscheinlich nicht gegeben haben. Ausgezeichneter Druck mit sehr feinem Rändchen um die Plattenkante. Nur geringfügig fleckig, oben rechts kleiner geschlossener Einriss sowie links kleiner geschlossener Randerinss, weitere kleine Erhaltungsmängel, sonst jedoch in guter Erhaltung.

Allegorie der Caritas (?). Kupferstich. 29,2 x 44,5 cm. Préaud 255 II.

Prachtvoller, markanter und gleichmäßiger Druck mit feinem Rändchen. Ganz leichte Fältchen in den Ecken, minimal fleckig, sonst vorzügliches Exemplar.

Judith mit dem Kopf des Holofernes. Kupferstich nach Simon Vouet. 16,8 x 11,5 cm. Le Blanc 6.

Ausgezeichneter, differenzierter Druck mit breitem Rand. Minimale Altersspuren, sonst vorzüglich erhalten.

Memento Mori mit Adam und Eva am Fuße des Kreuzes. Kupferstich. 36,8 x 57,3 cm. Um 1647. Montaiglon 27, Le Blanc 40, IFF 23. Wz. Bekrönter Doppelkopfadler.

Neben dem in Form einer Spirale angelegten, technischen Meisterstück - dem Schweißtuch der hl. Veronika - das ikonographisch wohl interessanteste Blatt Claude Mellans: Adam und Eva, sinnend am Fuße des Kreuzes, dahinter der Tod in Gestalt eines Gerippes und die Schlange. Préaud vermutet, dass das vorliegende Blatt den unteren Teil zu Mellans "Kreuzigung" (IFF 22) darstellt. - Ausgezeichneter, gleichmäßiger und silbriger Druck partiell mit den Spuren eines Rändchens um die Plattenkante, sonst auf dieselbe geschnitten. Leicht angestaubt, vornehmlich in den seitlichen Rändern kleine Einriss und Läsuren, diese geschlossen bzw. ausgebessert und mit partieller Retusche, leichte vertikale Falzspuren, dort oben winziger geschlossener Riss, sonst insgesamt gut erhalten.

Die drei Seelenkräfte: Intellectus, Memoria und Voluntas. Kupferstich nach Simon Vouet. 54,9 x 37,7 cm. 1625. Nicht bei Le Blanc.

Ausgezeichneter Druck mit schmalem Rändchen um die Plattenkante. Im äußersten Rand einige, meist ausgebesserte Randeinrisse und Fehlstellen, teils bis minimal in die Darstellung, geglättete Horizontalfalte, vor allem im äußersten Rand leicht fleckig, sonst gut erhalten. Beigegeben von desmselben das Portrait "Louis Emanuel de Valois", Herzog von Angoulême.