Artist Index: Richter, Adrian Ludwig

"Des fremden Kindes heil'ger Christ".
Bleistift und braune Feder, braun und grau laviert mit Weißhöhungen, auf hellbraun aquarelliertem Papier. 11 x 7,8 cm. Oben in der Banderole betitelt, unterhalb der Darstellung bez. "Rückert".

Illustration zu Friedrich Rückerts 1841 veröffentlichtem Weihnachtsgedicht gleichen Titels.

Provenienz: Archiv Verlag J. D. Sauerländer, Frankfurt a. M.
F.A.C. Prestel, Frankfurt a. M., Auktion am 9. Oktober 1916, Los 216 (mit Abb).
Sammlung Fürst von Liechtenstein (Lugt 4398).
Galerie Feilchenfeldt, Zürich.
Privatsammlung Schweiz.

Eichenzweig.
Bleistift auf Velin. 14,7 x 9,7 cm. Verso wohl eigenhändig in Bleistift monogrammiert "L.R.".

Mit feinsten Linien und stilistischer Präzision zeichnet der Künstler den Wuchs des Eichenlaubs, wie es sich etwa in den arabesken Umrandungen von Richters figürlichen Szenen und Vignetten findet.

Provenienz: Sammlung Dr. Spielmann, Dessau.
Dr. Peter Posse, Dessau.

Junges Mädchen beim Kräuterpflücken - Illustration zum Märchen "Der Star und das Badewännlein".
Bleistift auf Velin. 18,8 x 14,4 cm. Rechts unten undeutlich monogrammiert. Um 1845.

Illustrationsentwurf zu dem Märchen "Der Star und das Badewännlein" von Ludwig Bechstein, das dieser in seinem Deutschem Märchenbuch von 1845 erstmals veröffentlichte. Die Geschichte basiert auf einer Ballade von Arnims und Brentanos Des Knaben Wunderhorn: Der Ritter Konrad kommt in ein Wirtshaus, in dem er von einer jungen Magd bedient wird, die ihm auch ein Bad einlassen soll. Dazu geht sie in den Wald und sammelt dort verschiedene Kräuter. Ein kleiner Star zwitschert ihr zu, sie sei eine arme Waise, die ihre Eltern nicht kenne. Der Ritter Konrad erkennt ein in der Badewanne eingelassenes Wappen als das seines Vaters, des Königs, und am Halse der Magd ein Muttermal. Alsdann erkennt er in ihr sodann seine lange verloren geglaubte Schwester und stellt die Wirtin zur Rede. Der Star spricht darauf hin die Wahrheit aus, nämlich dass die böse Wirtin die Magd als Kleinkind mit der Wanne aus dem Schloss gestohlen habe. Daraufhin richtet der Prinz die böse Wirtin mit dem Schwert und die Geschwister werden wieder glücklich vereint. - Verso in Bleistift mit einem Auszug des zu der Szene gehörenden Textes. - Beigegeben eine Entwurfszeichnung in Bleistift zu dem Gedicht von Johann Peter Hebel "Der Knabe im Erdbeerschlag" von Adrian Ludwig Richter sowie eine Zeichnung von Oskar Pletsch.

Genoveva. Radierung auf gewalztem China. 42,5 x 25,2 cm (Plattenrand); 54,7 x 42,3 cm (Blattgröße). 1848. Hoff-Budde 264 VI.

Dies ist eines der Hauptblätter Richters, das zusammen mit seinem Pendant "Rübezahl" 1847 vom Sächsischen Kunstverein in Auftrag gegeben wurde. Richters Sohn Heinrich berichtet: "An demselben Tage, an welchem in Dresden der blutige Maiaufstand von 1848 ausbrach, Trommeln in den Straßen rasselten und Barrikaden gebaut wurden, stand Richter im Hauspelz vor seinem Arbeitstisch, ätzte die Platten seiner friedlichen Idyllen und ließ sich in dieser delicaten Arbeit nicht stören" (Hoffmann, S. 10). - Mit dem Trockenstempel des Sächsischen Kunst-Vereins. Prachtvoller, differenzierter Abzug mit breitem Rand. Im weißen Rand leicht angeschmutzt sowie vereinzelt schwach stockfleckig, kleine Randläsuren, sonst schön.

Gespräch am Fenster.
Feder in Braun über Vorzeichnung in Graphit. 11,1 x 6,5 cm.

Beigegeben von Ludwig Richter eine weitere Bleistiftzeichnung "Auszug der Ritter aus der Burg".

Zwei Rehe im Wald.
Bleistiftzeichnung. 9,6 x 13,5 cm.

Beigegeben von demselben die Zeichnung "Beim Spaziergang lesender Philister, von büchertragenden Zwergen umgeben", diese Zeichnung diente als Studie zu dem Holzschnitt Hoff-Budde 519 in "Neuer Strauß fürs Haus".

Der lesende Schäferjunge.
Feder in Schwarz und Pinsel in Grau über Bleistift. 11,1 x 16 cm.

Beigegeben eine weitere Bleistiftzeichnung Richters "Der Bote", verso mit Spuren einer Landschaftsskizze mit Farbangaben, bezeichnet und datiert "Ludwig Richter / 1846" sowie auf der Rückpappe des Rahmens ein Etikett mit eigenhändigem Besitzervermerk Richard Müllers.

Provenienz: Sammlung Prof. August Reinhardt.
Sammlung Richard Müller.

Malerische Ansichten aus der Umgebung von Rom. 6 Radierungen. Quer-8vo. (1831/32). Hoff-Budde 210, 211, 213, 215 je III (von IV), 212, 214 je IV (von V).

Vor den Nummern. Unten links jeweils in der Platte Trockenstempel des Leipziger Verlegers C.G. Börner. Die vollständige Folge in prachtvollen Drucken mit den vollen Rändern. Die Blätter "Olevano", "Rocca S. Mezzo" und "Osteria" stockfleckig, die übrigen minmal angestaubt und fleckig, insgesamt geringe Alters- und Gebrauchsspuren, im Ganzen schöne bis sehr schöne Exemplare. Beigegeben von demselben die vollständige Folge "Malerische Ansichten aus den Umgebungen von Salzburg" (Hoff-Budde 193-198).

Überfahrt über den Gmunder See (Traunsee).
Bleistift auf Velin. 19,3 x 24,1 cm. Oben rechts eigenhändig bezeichnet und datiert "auf den Gmunder See. d 7 Aug 1823".

Die Zeichnung entstand auf der Reise Ludwig Richters von Dresden nach Rom im Spätsommer des Jahres 1823. In seinen Lebenserinnungen schreibt Richter: "Weiter ging es dann nach Ischl, über den schönen Traunsee nach Gmunden, bis zum Traunfall bei Lambach, überall zeichnend, was mir Schönes entgegentrat." (Lebenserinnerungen S. 73).

Provenienz: Aus dem Nachlass der Tochter des Künstlers Helene Richter (verh. Kretzschmar, 1837 - 1927, Annotation auf dem Passepartout).
Bertha Chrambach (Enkelin von Helene Richter, geb. Kretzschmar).
Privatbesitz, Leipzig.

Junger Mann, trauernd, auf einem Friedhof.
Feder in Braun und Schwarz, teils farbig aquarelliert, über Bleistift. 10,2 x 6,7 cm. Unten rechts monogrammiert und datiert "L. R. 1854".

Möglicherweise ist die Zeichnung ein Reflex auf den Tod von Richters geliebter Frau Auguste, die am 6. August 1854 im Alter von 50 Jahren nur wenige Stunden nach einem erlittenen Schlaganfall verstarb.

Provenienz: Wohl aus der Sammlung Eduard Cichorius (handschriftlicher Vermerk auf der Rückpappe der ehemaligen Rahmung).

Genoveva; Rübezahl. 2 Radierungen auf gewalztem China. Je ca. 40,3 x 25,8 cm. 1848. Hoff-Budde 264 IV-265 IV.

Ausgezeichnete Drucke mit Rand bzw. schmalem Rändchen. Oberflächenschmutz, etwas gebräunt und stockfleckig, "Genoveva" mit Randschäden. Beigegeben 6 weitere Blatt von Richter und Carl Frommel.

Landschaft bei Kulm.
Bleistift auf Velin. 12,8 x 19 cm. Unten links bezeichnet "Bei Kulm". Um 1840.

Kulm (Chlumec) liegt in Böhmen, am südlichen Fuß des Osterzgebirges und war im Laufe der Geschichte wiederholt historischer Schauplatz: Bei der Schlacht bei Kulm wurden die Franzosen von den Allierten während der napoleonischen Kriege im Jahre 1813 geschlagen. Kulm wurde dabei nahezu zerstört. Ludwig Richter war fasziniert von diesem Kriegsschauplatz und hielt ihn bereits im jungen Alter von 16 Jahren in einer Radierung aus der Folge "70 Mahlerische[n] An- und Aussichten der Umgegend von Dresden" (Hoff-Budde 67, aus 30-99) fest. In vorliegender, rund 20 Jahre später entstandenen Zeichnung setzt sich Richter nicht mehr mit Kulm als historische Stätte auseinander, sondern befasst sich vielmehr mit der malerischen und friedlichen Waldlandschaft und der auf dem Horka (Kapellenberg) sich befindenden barocken Kapelle der Hl. Dreifaltigkeit. Ganz vorne links im Vordergrund skizziert er vermutlich sich selbst in wenigen kurzen Strichen als Maler mit der Staffelei in der Landschaft. Beigegeben eine Bleistiftzeichnung Richters "Mädchen, die Tür mit einer Girlande schmückend", die eine Vorzeichnung zur Federzeichnung "Zum Geburtstage" von 1865 ist (s. Eugen Kalkschmidt: Ludwig Richter. Sein Leben und Schaffen, Berlin 1940, Abb. S. 155), aus der Sammlung Freiherr von Lanna, Prag (Lugt 2773).

"Die sächsische Schweiz in Bildern. Erstes Heft. Die Bastei in fünf Ansichten". 5 Radierungen im blauen Original-Umschlag mit aufmontiertem Titelschild mit typographischem Text (Rücken erneuert, etwas knittrig und mit einigen Läsuren). 4to. 1823. Hoff-Budde 177-81 II bzw. III.

Ausgezeichnete Drucke mit dem vollen Rand. Leicht angestaubt und fleckig, Heftspuren links, kleinere Randläsuren, winzige Sammlerannotationen im weißen Rand, sonst gut erhalten.

Umkreis. Zwei Knaben, spielend vor einem Hopfengarten.
Bleistift auf chamoisfarbenem Velin. 10,1 x 17,1 cm. Unten rechts datiert "den 2ten Aug. (18)76 (?)".

Prof. Börsch-Supan hat nach Begutachtung der Zeichnung im Original auf die Verwandtschaft mit dem Richter-Schüler Carl Wilhelm Müller (1839-1904, Dresden) verwiesen. Wir danken ihm an dieser Stelle für seine freundliche Einschätzung.